Freitag, 1. Juni 2012

Ruta Sepety - "Und in mir der unbesiegbare Sommer"

"Und in mir der unbesiegbare Sommer"
von Ruta Sepetys


Verlag: Carlsen
Seiten: 304
ISBN: 3551582548
Preis: 16,90 € (Hardcover)
Erscheinungsdatum: September 2011









In einem Satz:
Unverblümt und direkt - und dadurch auch unglaublich bewegend.

Inhalt:
Lina ist 15 Jahre alt, als die Sowjets in Litauen einfallen und sie und ihre Familie deportiert. Sie weiß nicht, wohin sie gebracht werden sollen und auch nicht, warum man ihrer Familie das alles überhaupt antut. Sie weiß nur, dass sie überleben und ihren Vater, der von ihnen getrennt wurde, wiederfinden will. Um ihm Nachrichten zu schicken - und auch um das Erlebte zu verarbeiten - beginnt sie alles zu zeichnen, was sie bewegt. Und je länger die Reise dauert, umso schrecklicher werden die Bilder, die sie malt ...

Meine Meinung:
Schon seit Anne Franks Tagebuch wissen wir, wie bedrückend die Stimmung eines Buches sein kann, wenn man mitten hineingeworfen wird in eine Welt aus himmelschreiender Ungerechtigkeit und gleichzeitiger Wehrlosigkeit - und wie schlimm es sein kann, wenn man während des Lesens ständig diese kleine Stimme im Hinterkopf hört, die einem zuflüstert, dass jedes geschriebene Wort der Wahrheit entspricht, das alles genau so geschehen ist. Nicht nur einmal, nein Tausende Male.

Bei "Und in mir der unbesiegbare Sommer" handelt sich zwar nicht direkt um einen Tatsachenbericht, sondern vielmehr um die Kombination vieler verschiedener Erfahrungen, die auf eine frei erfundene Protagonistin und deren Familie projiziert wurden, aber das tut der Stimmung im Buch keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Erfahrungen, die Lina macht wirken absolut real, schockierend und bedrückend. Die Autorin drückt dabei nicht absichtlich auf die Tränendrüse, schreibt aber auch keinen reinen Tatsachenbericht. Vielmehr hat sie den schmalen schriftstellerischen Grat gefunden, mich so zu fesseln, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mochte, aber auch gleichzeitig so zu schockieren, dass ich mir manchmal nicht sicher war, ob ich wirklich wissen will, wie es weiter geht. Ruta Sepety beschreibt dabei nicht nur die Deportation und das Leben in den Lagern, sondern gibt auch immer wieder kleine Rückblicke auf Linas Leben davor, auf die glücklichen Zeiten und auch darauf, wie es zur Deportation kam. Stück für Stück setzt sich ein Komplettbild zusammen und es wird einem immer wieder ins Gedächtnis gerufen, wie viel diese Menschen verloren haben.

Am Ende ist dieses Buch aber nicht nur eine Anklage der Geschehnisse, wie sie wirklich passiert sind, sondern es ist auch eine Hommage an die Völker, die all dies erdulden mussten. Daran, wie stark sie sein mussten, all dies zu überstehen, alles zu verlieren und wieder ganz von vorne anzufangen. Und auch daran, dass die Hoffnung manchmal gar nichts bringt, aber dass man sie trotzdem niemals aufgeben sollte, denn sie ist am Ende manchmal das Einzige, was uns noch am Leben hält.
"Und in mir der unbesiegbare Sommer" ist für mich ein Buch, das jeder gelesen haben sollte, egal ob jung oder alt.





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