Samstag, 17. September 2011

Jonathan Tropper - "Mein fast perfektes Leben"

Titel: "Mein fast perfektes Leben"
Autor: Jonathan Tropper
Verlag: Knaur
Seiten: 416
ISBN: 3426637421
Preis: 8,99 € (Taschenbuch)
Erscheinungsdatum: 1. Oktober 2008










In einem Satz:
Ein Buch über Trauer muss nich immer traurig sein, manchmal  sind es gerade Ironie und viel schwarze Humor, die eine eigentlich traurige Geschichte lesenswert  machen.

Inhalt:
Doug ist jung, schlank, schön - und traurig (seine Worte, nicht meine). Seit das Schicksal ihm seine Frau nahm lebt er zurückgezogen in seinem eigenen kleinen Kokon, abgekapselt von Familie und Freunden. Doch nun wird es Zeit, wieder ins Leben zurückzufinden. Zurück zu seinem Stiefsohn Russ, der ebenso mit dem Schicksal hadert, wie er selbst, zurück zu seiner Familie, die alles andere als normal ist und zurück zur Liebe ...

Meine Meinung:
"Mein fast perfektes Leben" ist eines dieser Bücher, dass es nach Inhaltsangabe wohl nie in mein Regal geschafft hätte, da es einfach zu gefühlsduselig klingt. Der Zufall sorgte dafür, dass ich eine Leseprobe in die Hand bekam und der Schreibstil hat mich sofort überzeugt. Jonathan Tropper hat alles andere als eine gefühlsduselige Geschichte geschrieben. Mit viel Ironie und einer ganze Menge schwarzem Humor begegnet er dem eigentlich depremierendem Thema der Trauerbewältigung und sorgt dafür, dass statt des Kloß' im Hals ein Lächeln auf den Lippen sitzt.

Es geht im Wesentlichen auch nicht darum, dass Doug dem Leser die Ohren vollheult, weil er seine Frau verloren hat, sondern darum, wie er mit allen anderen, neuen Problemen fertig werden muss und es dadurch schafft, sein Trauer irgendwann hinten an zu stellen - und wie merkwürdig sich das Schicksal manchmal fügen kann. Da ist Russ, sein Stiefsohn im Teenageralter, der Rebell, der eigentlich gar nicht so viel jünger ist als der gerade einmal 29jährige Doug. Und da ist Dougs Zwillingsschwester Claire, die sich von ihrem Mann trennen will und sich kurzerhand bei Doug einquartiert. Nich zu vergessen Debbie, Dougs zweite Schwester, die ihren Zukünftigen ausgerechnet bei der Totenwache von Dougs Frau kennenlernte. Konflikte sind also mehr als genug vorprogrammiert, so dass man als Leser auf immer neue Überraschungen gefasst sein darf.

Jede einzelne der beschriebenen Figuren wurde so gut ausgemalt, dass sie mir sofort ans Herz wuchs und ich sehe sie auch jetzt noch vor mir. Man spürt einfach an den vielen Kleinigkeiten, dass sich die Familienmitglieder wirklich kennen und manchmal eigentlich auch ohne Worte verstehen würden. Das macht es so real und damit zu einer Geschichte, die mir noch eine Weile in Erinnerung bleiben wird.

Der Schreibstil ist dabei mit so viel Wortwitz und manchmal auch kleinen Lebensweisheiten gespickt, dass ich massenweise Zitate hier auflisten könnte. Obwohl ich gar nicht der Typ für Markierungen in Büchern bin, war ich hier mehrmals kurz davor, Zettelchen an die Seite zu kleben um mir prägnante Stellen zu merken, Sätze die so einfach nicht besser hätten formuliert sein können.


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